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Rosenthal war zu seiner Zeit wohlbekannt: Die französische wie deutsche Presse präsentierte ihn als progressiven Gestalter vor allem für seinen Umgang mit Farbe in seinen Innenräumen und Möbelentwürfen, aber auch für seine weißen Villen, die sich gut in die zeitgenössische Strömung des Neuen Bauens einfügten. Es gibt Gründe, warum sein Name heute nicht bekannter ist: Viele seiner Arbeiten haben den Krieg nicht überlebt und seine Karriere in Deutschland wurde – wie sollte es anders sein – unterbrochen, aufgrund seiner Herkunft. Als er nach Palästina ins Exil ging, gab es in den kargen Siedlungsneubauten wenig Bedarf für seine anspruchsvollen Interieurs. Im England der Kriegs- und Nachkriegszeit war es ihm nicht vergönnt, seine Karriere wieder aufzunehmen, weil er dort als Deutscher galt. Zudem bevorzugte er hochweritge Materialien und feinstes Kunsthandwerk, während die von Historikern gepriesenen Architekten seiner Zeit günstige industrielle und funktionalistische Lösungen bevorzugten. Bis heute wird Innenarchitektur von den Architekturhistorikern nicht so ernst genommen wie die Hochbauarchitektur.