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Zwei frühe Projekte Rosenthals erregten zu ihrer Zeit großes Aufsehen: das Landhaus Bab in Berlin-Wilmersdorf (1923–25) sowie das Haus Ernst Rosenthal (1923–25), dass er für seinen Bruder entwarf. Letzteres war die erste Villa mit Flachdach in Berlin – die öffentliche Kontroverse, die der Entwurf mit den Baubehörden auslöste, wurde von seinen progressiven Kollegen zur Kenntnis genommen. Die Plastizität des Baukörpers entsteht durch die Komposition aus Kuben, die mit der Materialität von Ziegeln und Putzflächen spielt – vielleicht beeinflusst von Frank Lloyd Wrights „Unity Temple“ von 1905 oder, was wahrscheinlicher ist, von den niederländischen Architekten, welche wiederum sehr von Wright beeinflusst waren. Im Inneren erkennt mann auch ein bisschen Loos. Das expressionistische Landhaus Bab hingegen wurde von einem zeitgenössischen Kritiker aus dieser Zeit als „ganz aus dem Geist der Gegenwart geboren“ gelobt. Rosenthal übernahm die gezackte Giebelformation, wahrscheinlich von Hans Poelzigs Luban Fabrik aus dem Jahr 1912, mit der er gut vertraut gewesen war, da sie in der Nähe von Rosenthals Elternhaus stand. Doch es war vor allem das Innere des Landhaus Bab, das Rosenthal Berühmtheit einbrachte: besonders farbintensiev, mit Wandpaneelen, festen Einbauten und maßgefertigten losen Möbelelementen. Er spielte mit unterschiedlichen exotischen Holzfurnieren und in einer „modernen“ Formensprache.